Frage:
Was wird beim
Timen der Motoren genau macht und welchen Sinn macht das? |
Antwort 1
Mit dem Timen von Motoren ist das
Optimieren von Drehzahl/Dehmoment auf eine bestimmte Laufrichtung gemeint.
Erreicht wird dies durch das Verdrehen des Lagerschildes.
Ein Elektromotor dreht sich aus
nur einem Grund - Die in den Windungen entstehenden Magnetfelder stoßen
sich von den Dauermagneten des Gehäuses ab. Somit haben wir schonmal
eine kleine Drehung ... nach Umpolung der Spulen, wird nun weitergedreht
usw. usw. Durch die Verdrehung des Lagerschildes, wird nun dieser "Umpolzeitpunkt"
auf früher/später verschoben. Das Ergebnis ist z.B. eine höhere
Drehzahl (mit weniger Drehmoment) oder umgekehrt.
Interessant wird das ganze dann,
wenn man einen Zwei-Schrauben-Antrieb konstruieren will. Die Propeller
müssen dann in jedem Fall gegenläufig sein, sonst klappt das
ganze nicht. Verwendet man nun Motoren, die Drehrichtungsoptimiert sind,
so ist der gegen die bevorzugte Laufrichtung drehende Motor seinem normaldrehenden
"Kollegen" unterlegen, soll heißen : Das Boot fährt sozusagen
im Kreis. Bei Doppelschraubenanlagen müssen deshalb immer zwei Drehrichtungsunabhängige
Motoren verwendet werden, oder eben solche, bei denen man das Lagerschild
selber verdrehen (timen) kann - damit kann man dann die beiden Aggregate
optimal aufeinander abstimmen. |
Antwort 2
Was bringt denn nun die höhere
Drehzahl ein Dreh nach rechts oder links von hinten gesehen Bürstenseite.
Wie muss man vorgehen wenn man einen
Motor auf die andere Drehrichtung optimieren möchte. |
Antwort 3
Als Ergänzung zur Beschreibung
des Hintergrundes: Man erreicht eine Kompensation der Ankerfeldverschiebung,
denn wenn der Motor belastet wird und ordentlich Strom aufnimmt, "drückt"
das Magnetfeld des Ankers das Statorfeld "weg".
Als Anleitung: Man verdreht den
Lagerschild entgegen der Drehrichtung ("Frühzündung"). Das geht
auch mit vercrimpten Motoren, man schleift die Laschen mit der Trennscheibe
auf, verdreht das Lagerschild und lötet wieder zu. So kann man sogar
ein wenig experimentieren.
Aber Achtung:
* Nichts übertreiben, ca. 10-20°,
bei >5poligen Motoren noch weniger.
* manche Motoren haben gegenüber
dem Lagerschild verdrehte Magnete (700'er von Johnson), also berücksichtigen!
* Motoren mit Hammerkohlen (Johnson,
Mabuchi) laufen auch richtig getimed linksrum ungern und bei hohen Drehzahlen
schlechter (die Kohlen fangen eher an zu springen). Da helfen nur Motoren
mit Schachtkohlen oder eben ohne Bürsten. |
Antwort 4
Zum Sinn des Timens: Man möchte
einen möglichst hohen Wirkungsgrad bei einem gewünschten Strom
erreichen, d.h. möglichst viel von der hineingesteckten elektrischen
Energie hinten am Prop (oder am Bohrer bei Akkuschraubern) als mechanische
Energie herausbekommen. Nur als Anhaltspunkt: der Unterschied bei unterschiedlichem
Timing kann im Wirkungsgrad leicht 10-15% ausmachen.
Außerdem ändert das Timing
auf jeden Fall die Drehzahl - daher die Forderung nach gleich eingestellten
Motoren beim Zwei-Schrauben-Antrieb.
Die E-Techniker haben da immer so
"wilde" Erklärungen mit Magnetfeldverdrückungen, was wahrscheinlich
auch stimmen, ich sehe aber auch einen Grund in den Eigenschaften einer
Spule (zumindest kann ich mir so merken, wie verdreht werden muß).
Wie schon beschrieben: die Wicklungen
im Motor sind zu einer Spule gewickelt, die beim Durchfließen mit
Strom ein Magnetfeld erzeugt. In Verbindung mit den entgegengesetzt magnetisierten
Permanentmagneten wird dadurch eine Drehung verursachen, die wiederum die
nächste Wicklung aktiviert, usw.
Der Strom baut aber nicht unmittelbar
beim Einschalten sofort das volle Magnetfeld auf (induktiver Widerstand)
sondern dies dauert einen Moment. Um diese Zeitverzögerung auszugleichen,
wird der Strom nun schon früher angeschlossen, damit das Magnetfeld
im richtigen Moment "voll" da ist. Daher muß die Verdrehung gegen
die Drehrichtung erfolgen (Vorzündung).
Es ist nun hoffentlich auch verständlich,
dass ein Motor einen besseren Wirkungsgrad hat, wenn das Magnetfeld im
richtigen Moment aufgebaut wird. Außerdem wird klar, dass es kein
universelles Vortiming gibt, sondern dass sich dieses nach dem Betriebspunkt
richtet. |
Antwort 5
Der springende Punkt ist, daß
mit einem gut getimeden Motor einiges zu holen ist bzw. das Timen ist kein
Hexenwerk.
Nur ein Beispiel: Von Conrad gibt
es einen "GZ700BB" für schlappe DM 50.-. Das ist zwar vermutlich ein
Ferritmotor, aber er hat Schachtkohlen (!) und 7 (!!) Pole. Dennoch bringt
er im Originalzustand (0°). Da ist noch was drin, vor allem dürfte
das der ultimative 700'er sein für Doppelantriebe, wegen der Schachtkohlen. |
Antwort 6
Der 500race/7.2V (bzw. Power500/21
von Robbe) ist ein sehr dankbarer Motor für selbstgeflexte 10-15°
Frühzündung. Aus einem brauchbaren Motor wird dann ein guter,
zumindest in meinen Autos. |
Antwort 7
Im motor sind bekanntlich 2 magnete
( bei pletti's natürlich mehr ). Zwischen den Magneten ist im Magnetfeld
ein Nullpunkt d.h. kein magnetismus. Genau in diesem punkt sollte der Anker
kommutiert werden , d.h. es soll von einer Wicklung auf die nächste
umgeschaltet werden, da dann die Gegeninduktion am geringsten ist (mangels
Magnetfeld). Die Gegeninduktion hemmt den Stromfluss und bewirkt das Bürstenfeuer
und damit den Abbrand des Kollektors. Dadurch geht natürlich der Wirkungsgrad
und die Drehzahl in den Keller. Wenn nun der Motor belastet wird, verschiebt
sich der magnetische Nullpunkt gegen die Drehrichtung, je höher die
Belastung, desto weiter der Versatz (wird meist in Grad angegeben). Wo
wollen wir den Wirkungsgrad des Motors aber optimiern? Bei Vollast, also
müssen wir die Kohlen gegen die Laufrichtung verdrehen. Damit nehmen
wir natürlich in Kauf das der Motor im Leerlauf falsch getimed ist.
Eine super Lösung sind natürlich die Evo's von Plettenberg mit
Nase, sie Timen
sich selbst da ihre Kohlen/Rückschlussringe
beweglich sind und mit der Belastung "wandern", genial aber teuer.
Wie Timen wir aber nun?
mit einem Motor-Teststand, aber
den haben leider die wenigsten. Daher meine Methode:
Neue Kohlen rein, Timing auf 0,
die Kohlen einlaufen lassen, dann einen Propeller als "Last" auf den Motor
schrauben, Regler und Akku anschliessen, ein Amperemeter in die Zuleitung
zum Regler schleifen, nun mit dem Regler den gewünschten max. Betriebsstrom
einstellen. Die Kohlen gegen die Drehrichtung verstellen und dabei das
Bürstenfeuer beobachten. Dort wo es (das Bürstenfeuer) am geringsten
ist liegt der optimale Punkt. auch mal mit dem Finger die Temperatur der
Kohlen fühlen, gehe ich vom optimalen punkt
weg, werden sie wesentlich heisser
da die Funken der Gegeninduktion sie aufheizen. Mit ein paar versuchen
bekommt man für diese prozedur das richtige gefühl. Besser als
0 timing ist es alle mal!
Das gesagte zählt aber nur
für billige Motoren, bei Pletti's sollte man nach dem
einlaufen wieder das Timing auf
die Werks-position stellen da sie sehr empfindlich auf falsches Timing
reagieren, auch ist die 0-Punkt-Verschiebung bei ihnen wesentlich geringer.
Wenn ein Motor für Linkslauf
getimed werden soll macht man das ganze genau so , nur die Kohlen werden
vom 0-punkt aus in die andere Richtung verdreht.
Auch Bl-motore müssen getimed
werden, das machen aber die modernen regler automatisch und dynamisch da
sie in den strompausen den motor "vermessen" und dann ihre taktphasen entsprechend
anpassen. |
Zusatzfrage:
1. Das Nulltiming
wird zum Einlaufen eingestellt, weil es bei niedrigen Belastungen (Leerlauf)
das optimale Timing darstellt (keine Magnetfeldverdrehung). Das Einlaufen
erfolgt damit mit möglichst wenig Kohlenfeuer. Ist das so?
2. Je stärke
die Magnete sind desto weniger müßte sich das Magnetfeld unter
Last verdrehen, d.h. je stärker die Magnete sind, desto weniger Timing
brauche ich unter einer festen Last. Je weniger sich das Timing verdreht,
desto größer ist das Lastband in dem das Timing akzeptabel gut
ist, d.h. desto breitbandiger wird der Motor. Ist das so? |
Antwort 8
Zu 1+2 : Ja ! |